Erst durch archäologische Ausgrabungen in den 1970er Jahren hat die Wittekindsburg Rulle einiges von ihrer Geschichte preisgegeben. Mehrere der damals freigelegten Tore, Haus- und Turmfundamente wurden wieder aufgemauert – fast 50 Jahre später drohte das Denkmal erneut zu verfallen. Auch der alte Baumbestand war durch anhaltende Trockenheit und Schädlingsbefall stark gefährdet, so dass im Kernbereich der Burganlage viele Buchen und Eschen aus Sicherheitsgründen gefällt werden mussten. Zuwegung und Ausschilderungen befanden sich ebenfalls in schlechtem Zustand. Mit maßgeblicher finanzieller Unterstützung durch die Stiftung der Sparkassen im Landkreis Osnabrück wurden die alten Aufmauerungen 2020 saniert. Vor Ort laden nun auch ein neu ausgeschilderter Burgweg und mehrere Infotafeln auf eine spannende Spurensuche ein. Die Nutzung alter Trampelpfade und Vandalismus sind aktuell leider noch immer problematisch. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten wünschen sich Anwohner und Projektbeteiligte daher einen pfleglichen Umgang mit der Anlage, damit das Kulturdenkmal auch die nächsten 50 Jahre erhalten bleibt.
Mit einer Fläche von rund 16 Hektar zählt die Wittekindsburg Rulle zu den größten frühmittelalterlichen Befestigungsanlagen in Niedersachsen. Ein System aus Mauern, Gräben und Wällen sicherte einstmals Haupt- und Vorburgen. Schriftquellen nennen die Burg erstmals 1253, allerdings lange nach ihrer Aufgabe. Auch Volkssagen berichten, 783 habe sich hier Herzog Wittekind (Widukind) versteckt, nach seiner Niederlage in den Sachsenkriegen gegen Karl den Großen. Von dort aus plante er heimlich den Widerstand der Sachsen gegen die Franken. Diese Legende darf zwar bezweifelt werden, eventuell könnte die Anlage den Sachsen allerdings als Fluchtburg gedient haben. Da gleich mehrere „Wittekindsburgen“ im Osnabrücker Land mit diesem eher sagenhaften Namensursprung existieren, ist ein realer Bezug zum Sachsenherzog fraglich.
Mitten im Wald sind heutzutage nur noch verschliffene Relikte der Wall- und Grabensysteme vorhanden. Erste umfassende wissenschaftliche Grabungen führte Hans-Günter Peters in den Jahren 1966 und 1968 bis 1972 durch. Die insgesamt 30 Grabungsschnitte lieferten wichtige Erkenntnisse zum Aufbau der Wälle, Türme und Tore. Im Innenbereich der Hauptburg fanden sich auch Siedlungsspuren, z.B. mehrere steinerne Hausgrundrisse, Herdstellen und Überreste eines Pfostenhauses. Die C14-Analysen von Holzkohleproben datieren Pfostengebäude und Kalkbrennofen vornehmlich in das 9. bis 12. Jahrhundert. Direkt neben dem Pfostenbau wurden verzweigte, mehrgliedrige Steinfundamente von Gebäuden aufgedeckt, deren Funktion und Abfolge nicht endgültig geklärt werden konnten. Obwohl nie dauerhaft besiedelt, wurden Befestigungswerke und Häuser wiederholt repariert, ausgebaut und neu errichtet. Insgesamt wird die Anlage vom 9. bis maximal ins 13. Jahrhundert genutzt worden sein.
H. M.-D./lkos/pm, Fotos: Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück
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