Der 1. August war für Abdulaziz Mardini ein schönes Datum: Nur einen Tag nach seinem 22. Geburtstag startete der Syrer seine Ausbildung zum Baumaschinenmechatroniker beim Unternehmen Seemann in Wallenhorst.
Mitgewirkt an dieser beruflichen Erfolgsgeschichte haben viele Beteiligte, darunter die kommunale Arbeitsvermittlung MaßArbeit und das Berufsbildungs- und Servicezentrum des Osnabrücker Handwerks GmbH (BUS GmbH). „Eine gute Unterstützung bei der Arbeits- und Ausbildungsvermittlung von Flüchtlingen ist ganz wichtig“, ist die Erfahrung von MaßArbeit-Vorstand Lars Hellmers. Entscheidend seien jedoch immer das Engagement der Menschen selbst und ihre Motivation, sich in der neuen Heimat beruflich zu integrieren.
Das war bei Abdulaziz auf jeden Fall gegeben: „Es hat viel Freude gemacht, ihn auf seinem Weg zu begleiten“, schilderte MaßArbeit-Vermittlerin Maike Nienaber. Der junge Syrer war im Februar 2016 mit seiner Mutter und seiner Schwester nach Deutschland geflohen. Die Familie kam zunächst im Raum Braunschweig unter, bevor sie dann nach Quakenbrück zog. Nach dem Integrationskurs erarbeitete sich Abdulaziz Mardini in Sprachkursen das Niveau B2. Dann ging es begleitet von der MaßArbeit in die berufliche Orientierung. Maike Nienaber vermittelte ihn dazu in das Projekt „Patenmodell Betriebliche Berufsorientierung (BBO)“. Diese Kooperation der BUS GmbH und der MaßArbeit unterstützt Flüchtlinge dabei, durch verschiedene Praktika die deutsche Ausbildungsvielfalt kennen zu lernen.
Abdulaziz Mardini durchlief verschiedene Betriebe, darunter auch das Krankenhaus in Quakenbrück. „Ich habe mich zunächst für eine Ausbildung im medizinischen Bereich interessiert“, erzählte der sympathische 22-Jährige. Auf der Ausbildungsmesse „Last Minute Azubi“ in Bersenbrück, die von der MaßArbeit mit organisiert wird, lernte er dann das Unternehmen SEEMANN kennen und nahm das angebotene Praktikum an. Die Firma mit Hauptsitz in Ostrhauderfehn unterhält Niederlassungen in Wallenhorst und Ganderkesee und hat rund 70 Mitarbeiter. Um die Personalgewinnung kümmert sich Werner Seemann, der gemeinsam mit seinem Bruder Jens das Unternehmen leitet.
Die Werner Seemann GmbH & Co. KG zählt im Nordwesten Deutschlands zu den wichtigsten Anbietern von Baumaschinen, Fahrzeugaufbauten und Umschlagtechnik. „Wir vertreiben neue und gebrauchte Maschinen, aber reparieren und warten auch die Maschinenparks unserer Kunden“, erläuterte der Geschäftsführer. Ob Mini-, Mobil- oder Raupenbagger, Radlader oder Dumper: Seemann bietet alles, was im Erd- oder Tiefbau oder in der Gewinnung benötigt wird. Darüber hinaus gehören auch Lkw-Ladekrane, Abroll- und Absetzkipper oder Spezialaufbauten zum Angebot.
„Wir leben nicht zuletzt von unserem guten Service: Wenn eine Maschine auf der Baustelle streikt, sind wir mit unserem Team schnell vor Ort und sorgen dafür, dass zügig weitergearbeitet werden kann“, so Werner Seemann. Dafür bildet das Unternehmen seine Mitarbeiter selbst aus und ist in den vergangenen Jahren neue Wege der Azubisuche gegangen. Dazu gehören auch der Besuch von Ausbildungsmessen und längere Praktika vor einer Einstellung. Die technische Ausbildung ist anspruchsvoll und die Azubis müssen Spaß daran haben, auch Reparatur- und Wartungsarbeiten in ganz Norddeutschland durchzuführen. Der schulische Teil der Ausbildung zum Baumaschinenmechatroniker wird darüber hinaus in Rostrup im Landkreis Ammerland im Blockunterricht durchgeführt, die Azubis wohnen dann dort für jeweils drei oder vier Wochen. „Das ist manchmal gerade für ganz junge Azubis mit 16 oder 17 Jahren nicht ganz leichtt“, schilderte Werkstattleiter Günther Fredeweß.
Abdulaziz Mardini hat das nicht abgeschreckt. Er hat während seines Praktikums vier Wochen lang die Arbeit in der Werkstatt, aber auch den Außendienst kennen gelernt und war sofort begeistert. „Ich kenne mich hier jetzt schon richtig gut aus und kann gleich mit anpacken“, freute er sich an seinem ersten Arbeitstag. Zunächst wird er von einem Kollegen von Quakenbrück nach Wallenhorst mitgenommen, doch grundsätzlich sind die Arbeitszeiten zu unterschiedlich. Deshalb macht der junge Syrer jetzt seinen Führerschein, um künftig selbst fahren zu können. Aber er kann sich auch vorstellen, langfristig mit seiner Mutter nach Wallenhorst zu ziehen.
K. Lü./lkos/pm, Foto: MaßArbeit / Kimberly Lübbersmann