Nachdem 2019 mit dem Stück „Die ersten Zwölf“ das letzte Passionsspiel der CJC Malgarten e.V. unter der Regie von Pastor Anton Behrens über die Bühne ging, wagt der neu gegründete Wallenhorster Verein „PiO e.V. – Passionsspiele im Osnabrücker Land“ ein weitreichendes Erbe anzutreten. Der Verein möchte in diesem Jahr mit „Sieben Tage, die die Welt veränderten“ die lange Tradition von Passionsspielen in Wallenhorst wieder aufgreifen.
Laienschauspiele haben in Wallenhorst eine lange Tradition. Von 1974 bis 2019 hat die „Passionsspielgemeinschaft im Osnabrücker Land“ unter der Leitung der CJC Marlgarten e.V. regelmäßig Passionsspiele aufgeführt.
Die Tradition reicht aber noch weiter zurück. Bereits in den 1950er Jahren wurden regelmäßig biblische Dramen aufgeführt. Im Jahre 1950 versammelte der damalige Hollager Pastor Dr. Paul Lichtenbäumer eine Laienspielschar, die im Winter 1950/1951 mit dem Stück „Der verlorene Sohn“ an die Öffentlichkeit trat. Als Spielleiter konnte der bekannte westfälische Regisseur Anton Funke gewonnen werden.
Zu den „Hollager Winterspielen“, die alljährlich an fast jedem Sonntag von Januar bis Ostern stattfanden, strömten die Besucher aus nah und fern scharenweise. Die Chronik vermerkt immer wieder Gäste aus Kirche und Politik, die sich damals im Saal Barlag zu den Aufführungen einfanden.
Es war nicht leichte Kost für einen unterhaltsamen Nachmittag, den die jungen Darsteller aus Hollage, Wallenhorst und Rulle auf die Bühne brachte. Für Pastor Lichtenbäumer war es eine zeitgerechte Form der Glaubensverkündung. In der ersten Spielzeit im Winter 1950/1951 sammelten alle Beteiligten mit der Aufführung „Der verlorene Sohn“ noch Erfahrungen. Es wurde im Saal Barlag und auch in Sälen in Wallenhorst, Rulle, Vörden, Borgloh und Haste gespielt. Die Erfahrungen führten dazu, dass in den Folgejahren nur noch im Saal Barlag gespielt wurde. Zu den Aufführungen der Laienspielschar kamen Zuschauer aus der gesamten Region und es fuhren aus Osnabrück hierzu Sonderbusse auf zwei Linien.
Als Pastor Lichtenbäumer im Januar 1958 Hollage verließ, da war auch diese außergewöhnliche Ära, die sowohl Kultur als auch Glaubensverkündung war, zu Ende. Die Aufführungen der Laienspielschar konnte er in den letzten Monaten, als diese das biblische Drama „Hiob“ spielte, nicht mehr begleiten.
Da es seit 2019 keine Passionsspiele in der Region mehr gibt, hat sich im vergangenen Jahr der Verein „PiO e.V. – Passionsspiele im Osnabrücker Land“ gegründet, um einen Neuanfang zu wagen. Viele Mitwirkende, Musiker, Sänger, Maskenbildner, Techniker für Bild und Ton, für Bühnenbau, Requisite und Effekte, die sich bereits jahrelang in der „Passionsspielgemeinschaft im Osnabrücker Land“ engagiert hatten, sind nun auch wieder mit viel Begeisterung dabei. Denn es ist die Begeisterung für die Sache selbst – das Engagement für die Botschaft.
Das Passionsspiel „Sieben Tage, die die Welt veränderten“ vom PiO e.V. wird zweimal in der Gymnastikhalle in Wallenhorst aufgeführt: am Palmsonntag um 15.00 Uhr und am Karfreitag um 19.00 Uhr. Weitere Informationen hierzu unter passionsspiel.de.
Volker Holtmeyer / PiO e.V., Fotos: PiO e.V. und Herbert Müller (historische Fotos)