Warum zeigt sich die Wallenhorster Verwaltung so kritisch und ablehnend gegenüber der Errichtung weiterer „Zebrastreifen“? Diese gelten schließlich als sicherer Fußgängerüberweg. Wallenhorst könnte sicherlich mehr davon vertragen. Ein Kommentar.
Es ist schon auffällig, wie vehemend Fachbereichsleiter Rüdiger Mittmann gegen die Errichtung neuer Zebrastreifen in der Gemeinde Wallenhorst kämpft. Bereits im Juni vergangenen Jahres wurde die Verwaltung damit beauftragt, eigene Richtlinien für den Bau von Fußgängerüberwegen („Zebrastreifen“) zu erstellen. Diese für Wallenhorst individuellen Richtlinien würden es deutlich erleichtern, in der näheren Umgebung von Kindergärten und Schulen, im Bereich von Seniorenheimen und Pflegeeinrichtungen sowie in Neubaugebieten mit Kindern Zebrastreifen als Überquerungshilfe zu errichten. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Bauen, Planen, Straßen und Verkehr sprach sich Mittmann noch einmal deutlich dagegen aus. In der Mitteilungsvorlage zur Ausschusssitzung hieß es entsprechend: „Die Verwaltung rät von der Erstellung verkehrsrechtlicher Richtlinien, die ausschließlich für das Gebiet der Gemeinde Wallenhorst gelten, ab.“
Hintergrund ist, dass immer mehr Wallenhorster Bürger an verschiedenen Stellen innerhalb der Gemeinde die Errichtung von weiteren Fußgängerüberwegen fordern. Verschiedene Anträge lagen sogar schon von Seiten der Politik vor, etwa entlang der Neubaugebiete „Wellmannshügel“ und „Witthügel“. Selbst das Argument eines sicheren Schulweges für die künftig rund 100 jungen Familien mit Kindern konnte hier wenig ausrichten. In seiner Sitzung vom 13. März musste der Bauausschuss über den Antrag der Erstellung eines Fußgängerüberweges im Bereich Hollager Straße und Große Straße beraten. Auch hier wurde von Verwaltungsseite eine Ablehnung des Antrags vorgeschlagen.
Ein Kompliment verdienen daher die Wallenhorster Politiker, da diese die beiden Beschlussvorlagen in der Ausschusssitzung nicht ablehnten, wie eigentlich gefordert. Ein Beschluss hierzu wurde vorerst von Seiten der Politik verschoben. Das zeigt, dass die Bürger ernst genommen werden.
Wallenhorst sollte sich in diesem Bereich trauen, Veränderungen zu wagen! Seit Jahren entstehen immer mehr Baugebiete. Gleichzeitig versäumt man aber, für ausreichend Krippenplätze zu sorgen oder die Baugebiete mit sicheren Schulwegen und Überquerungshilfen für Kinder auszustatten. Hier sollten Verwaltung und Poltik auf die vielen Stimmen aus der Bevölkerung hören und entsprechende Lösungsmöglichkeiten erarbeiten.
Ein Beispiel darf sich Wallenhorst auch an der Stadt Osnabrück nehmen. Hier findet man in vielen Stadtteilen in geringen Abständen zahlreiche Fußgängerüberwege. Zebrastreifen gelten laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) und der Unfallforschung der Versicherer (UDV) als sicher und sinnvoll.
Wallenhorst hat wie viele Kommunen ein Problem mit „Eltern-Taxis“. Ein Grund dafür mögen die teils unsicher wirkenden Schulwege sein, die an einigen Stellen optimiert werden können. Daher sind Verwaltung und Politik aufgerufen noch einmal darüber nachzudenken, ob Wallenhorst nicht doch mehr Zebrastreifen vertragen kann. Wenn schon die allgemein gültigen Richtlinien nicht verändert werden, sollten zumindest Einzelfälle genau geprüft werden und auch Ausnahmen möglich sein. Sicherheit sollte Vorrang haben.
F. Ro., Symbolfoto: Pixabay / succo