In einer abgestimmten Allgemeinverfügung gehen Stadt und Landkreis Osnabrück noch einen Schritt weiter. So gelten bei allen Veranstaltungen bis zum 12. Juni, an denen weniger als 1000 Menschen teilnehmen, strenge Auflagen. So müssen Veranstalter darauf hinwirken, dass Menschen, die sich in den vergangenen 14 Tagen in einem Risikogebiet aufgehalten haben, der Veranstaltung fernbleiben. Dasselbe gilt für Personen, bei denen sichtbare Erkältungssymptome vorliegen. Zudem müssen Veranstalter allen Teilnehmern und Besuchern feste Sitzplätze zuweisen und alle Teilnehmer registrieren. „Die Registrierung dient dazu, die Menschen schnell erreichen zu können, wenn bei der Veranstaltung jemand zugegen ist, der im Nachhinein positiv auf eine Coronainfizierung getestet wird“ sagte Oberbürgermeister Wolfgang Griesert bei einem Pressegespräch im Rathaus. Zudem sind alle Veranstalter angehalten, ihre Hygienemaßnahmen zu optimieren. „Uns ist bewusst, dass dies drastische Maßnahmen sind, die jedoch aus fachlich-medizinischer Sicht richtig sind, um im weiteren Verlauf Zustände wie aktuell in Italien zu vermeiden. Wir empfehlen so die Absage der meisten Veranstaltungen, eröffnen aber vertretbare Ausnahmen. Bei Unsicherheiten werden wir gerne beraten“, sagte Landrätin Anna Kebschull.
Ebenfalls von der Allgemeinverfügung betroffen ist das Theater Osnabrück, das den Spielbetrieb ab sofort einstellt. Auch die OsnabrückHalle ist betroffen. „Die Kolleginnen und Kollegen von der OsnabrückHalle kontaktieren derzeit die Veranstalter, um zu erwirken, dass Veranstaltungen verschoben werden“, sagte Katharina Pötter, Sozialvorstand der Stadt Osnabrück. „Es ist schade, dass viele Veranstaltungen abgesagt werden müssen, aber nur so können wir zum notwendigen Schutz der Menschen beitragen“, sagte die Erste Kreisrätin Bärbel Rosensträter. Reinhard Scholz, Sprecher der Bürgermeisterkonferenz des Landkreises, begründete die Absage aller durch die Kommunen des Landkreises organisierten gesellschaftlichen, kulturellen und sportlichen Veranstaltungen: „Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister des Landkreises tragen Verantwortung für 350.000 Menschen. Damit ist es gerechtfertigt, nur noch Veranstaltungen stattfinden zu lassen, die für die Aufrechterhaltung des täglichen Lebens notwendig sind.“
In einer weiteren Allgemeinverfügung nach fachlicher Weisung des Landes legen Stadt und Landkreis Osnabrück fest, dass Reiserückkehrer, die sich in den vergangenen 14 Tagen in Risikogebieten und besonders von der Ausbreitung des Coronavirus betroffenen Gebieten aufgehalten haben, Schulen, Kindertageseinrichtungen und Pflegestellen nicht mehr betreten dürfen. Krankenhäuser, Heime für ältere Menschen oder Menschen mit Behinderung sowie Berufs- und Hochschulen und Landesbildungszentren kommen hinzu. „Es ist jetzt essentiell wichtig, die am stärksten durch das Virus gefährdeten Menschen zu schützen“, sagte Dr. Gerhard Bojara, Leiter des Gesundheitsdienstes für Landkreis und Stadt Osnabrück. Er appellierte an die Bevölkerung: „Jeder kann mit seinem Verhalten dazu beitragen, dass sich die Verbreitung des Virus verlangsamen lässt.“ Das sei besonders wichtig, um die knappen Ressourcen der stationären Versorgung zu schützen. Oberbürgermeister Wolfgang Griesert schloss sich dem an. „Ich appelliere an den gesunden Menschenverstand. Bei der Verbreitung des Virus haben unsere Entscheidungen nicht nur Folgen für uns selbst, sondern auch auf andere Menschen, vielleicht die eigenen Eltern oder Großeltern.“
Alle Vertreterinnen und Vertreter von Stadt und Landkreis machten deutlich, dass die Anzahl der mit dem Virus Infizierten weiter steigen wird. Mit Stand Donnerstagmittag gab es 22 nachweislich Infizierte. Sie alle haben sich außerhalb von Stadt und Landkreis Osnabrück mit dem Virus infiziert. 113 Kontakt-personen sind derzeit in Quarantäne.
H. M.-D./lkos/pm, Foto: Stadt Osnabrück, Gerhard Meyering
This post was last modified on 12. März 2020 19:54
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