Abstand halten. Damit diese in Corona-Zeiten so wichtige Regel auch in der morgendlichen Schülerbeförderung eingehalten werden kann, wird der Schulbeginn an den weiterführenden Schulen in der Innenstadt ab Januar um eine Stunde nach hinten verschoben. Darauf haben sich die Stadt Osnabrück, die Verkehrsbetriebe sowie Vertreterinnen und Vertreter der Schulen geeinigt. Voraussetzung ist, dass bis dahin alle Bedingungen zur Umsetzung erfüllt sind. In Niedersachsen ist Osnabrück die erste Großstadt, die diesen Schritt geht.
Ziel ist es, die Anreise der Schülerinnen und Schüler zur Schule zu entzerren, um Spitzen zu vermeiden und dadurch die möglichen Infektionsgefahren in den Bussen einzudämmen. Das betrifft das Carolinum (neuer Beginn um 8.50 Uhr), die Domschule (8.50 Uhr), die Hauptschule Innenstadt (8.45 Uhr), die Möser-Realschule (8.45 Uhr), das Ratsgymnasium (8.45 Uhr) und die Ursulaschule (8.50 Uhr). „Dass wir zu einer gemeinsamen Lösung gekommen sind, ist ein großer Erfolg. Beim Runden Tisch Schülerbeförderung haben sich alle Beteiligten in den vergangenen Wochen und Monaten intensiv ausgetauscht“, sagt Erster Stadtrat Wolfgang Beckermann, der betont, dass die eigenverantwortliche Schule in Niedersachsen ein hohes Gut und deshalb eine Verständigung zwischen allen Beteiligten besonders wichtig ist. „Gleichzeitig haben wir die von Schule zu Schule sehr unterschiedlichen Bedarfe analysiert.“ So wurde deutlich, dass an einigen Schulen ein überwiegender Anteil der Schüler mit dem Rad kommt, während die Busse andernorts sehr voll waren. Gleichzeitig zeigte sich, dass viele Schüler den letztmöglichen Bus nehmen, um pünktlich zur Schule zu kommen, und Busse, die nur wenige Minuten früher fahren, kaum genutzt wurden. Bereits in den vergangenen Monaten wurden viele Verbesserungen in der Schülerbeförderung umgesetzt. Zielgerichtet wurden beispielsweise Verstärkerbusse überall dort eingesetzt, wo besonders viele Schülerinnen und Schüler den ÖPNV nutzen.
Eine gewisse Entspannung trat ein, als zunehmend Schulen ins Szenario B wechselten und nur noch die Hälfte der Schüler den Unterricht vor Ort verfolgen konnte. Damit die Schülerbeförderung unabhängig eines solchen Szenarios entzerrt wird, folgt von Anfang des Jahres bis zunächst zum Beginn der Osterferien die Verschiebung des Schulbeginns an den genannten Schulen. „Morgens sind besonders viele Schüler gleichzeitig auf denselben Linien unterwegs“, sagt Stadtwerke-Mobilitätsvorstand Dr. Stephan Rolfes. „Die Verschiebung des Unterrichts wird dort zu einer besseren Verteilung und somit einer deutlichen Entspannung im Busnetz führen.“
Gute Lösung für Schüler aus dem Landkreis Osnabrück wird noch erarbeitet
Die Stadtwerke sowie die weiteren VOS-Partner arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, sicherzustellen, dass auch die Schülerinnen und Schüler, die von außerhalb der Stadtgrenzen die Innenstadtschulen besuchen, bei einer Verschiebung des Unterrichtsbeginns eine passende Busverbindung haben. „Das ist für unsere Schüler und Eltern, vor allem, wenn sie im Landkreis wohnen, und für unsere Mitarbeitenden Voraussetzung für die Akzeptanz“, sagt Dr. Winfried Verburg, Vorstand der Schulstiftung des Bistums Osnabrück. Unter seiner Verantwortung stehen die Domschule und die Ursulaschule. „Die Schulen ermitteln gerade die Fahrtwege der Schüler aus dem Landkreis. Klar ist: Nur wenn für alle Schülerinnen und Schüler eine adäquate Möglichkeit der Hin- und Rückfahrt mit dem ÖPNV ohne unverhältnismäßige Wartezeiten besteht, können die Stiftungsschulen die Verschiebung mittragen.“ Die Zeit vor Weihnachten, in der sich unter anderem die Schulen des Schulzentrums – Dom- und Ursulaschule sowie das Carolinum – im Szenario B befinden, soll dafür genutzt werden, passende Angebote zu erarbeiten. Ursprünglich war bereits eine Umsetzung zu Anfang Dezember vorgesehen.
Dass eine Verschiebung des Unterrichtsbeginns eine große Herausforderung für Schulen ist, betont auch Sebastian Bröcker, der Leiter des Ratsgymnasiums. „Die Analysen der Verkehrsbetriebe zeigen aber auch, wie sinnvoll eine Entzerrung für die Situation in den Bussen und damit für die Eindämmung des Coronavirus ist. Deshalb arbeiten wir daran, die Verschiebung so reibungslos wie möglich einzurichten.“ Dem stimmt auch Nicole Schnorrenberg, die stellvertretende Vorsitzende des Stadtelternrats zu: „Für Schülerinnen und Schüler sowie für Eltern bedeutet das eine erhebliche Umstellung.“ So müssten viele Eltern beispielsweise Betreuungsmöglichkeiten für eine Stunde am Morgen sicherstellen. „Aber mit Blick auf die Vorteile, die die Entzerrung mit sich bringen wird, sehe ich diese Maßnahme bis zu den Osterferien als verhältnismäßig an. Natürlich haben wir auch über andere Standortmöglichkeiten gesprochen, aber schenken hier den Fachleuten der Stadtwerke unser Vertrauen.“
„Ich möchte allen Beteiligten für ihr Engagement und ihre Kompromissbereitschaft danken“, sagt Beckermann. „Es ist mir bewusst, dass es bei diesem Thema unterschiedliche Sichtweisen gibt und die Umstellung für Viele eine Herausforderung ist. All diese Bedenken nehmen wir sehr ernst. Umso mehr freut es mich, dass mit Blick auf den Infektionsschutz letztlich alle Beteiligten der Verschiebung des Unterrichtsbeginns zugestimmt haben.“
Der Unterricht wird um eine ganze Stunde, also 60 Minuten, verschoben. Unterrichtszeit geht dabei nicht verloren, weil der Unterricht entsprechend auch eine Stunde später enden wird. Davon betroffen sind insgesamt 4.822 Schülerinnen und Schüler.
S. Vonst./std_os/pm, Symbolfoto: Mario Venzlaff / Pixabay