Nitrat im Grundwasser oder Trinkwasser. In letzter Zeit berichten hierzu zahlreiche Medien. Doch wie sieht es mit der Trinkwasserversorung eigentlich in Wallenhorst aus und wieso muss Wallenhorst von den Stadtwerken Osnabrück Wasser zukaufen?
Nach umfangreich durchgeführten Probenahmen aus zahlreichen Grundwassermessstellen hat der „Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz“ (NLWKN) festgestellt, dass die Nitratwerte des Grundwassers in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen sind. Wobei es regional starke Unterschiede gibt, sodass man sich die Daten genau ansehen muss. Da aber nicht jedes Grundwasser auch für die Trinkwassergewinnung genutzt wird, kann man die teils sehr hohen Einzelwerte nicht pauschal auf die Trinkwassergewinnung übertragen, sondern man muss hier differenzieren, um die Messdaten nicht falsch zu interpretieren.
Wie sieht es in der Trinkwasserversorgung für Wallenhorst aus?
Die WVW GmbH versorgt die Kundschaft über zwei unabhängige Trinkwassernetze: Die Verbraucher im Netz Pye/Hollage bekommen das Wasser aus zwei Brunnen in Pye und drei Brunnen in Hollage. Wobei in einem Wasserwerk mit Tiefsammelbehälter die Wässer gemischt werden und die Versorgung des Netzes tagsüber sicherstellen. Die Nachtversorgung erfolgt über den Hochbehälter in Pye.
Die Kunden im Netz Lechtingen/Wallenhorst/Rulle werden aus den Speicherbecken im Wasserwerk Lechtingen versorgt. Dieses speist sich aus drei Brunnen in Lechtingen. Seit 2013 wird dort auch „fremdes“ Wasser der Stadtwerke zugemischt, welches weicher und nitratärmer ist als das der eigenen Lechtinger Brunnen.
Nötig wurde der Wasserzukauf von den Stadtwerken, weil es beim Wasser unseres eigenen Hauptversorgungsbrunnen vor einigen Jahren zeitweise zu einem ungewöhnlichen Anstieg des Nitratgehaltes kam, sodass dort langfristig eine Strategie zur Einhaltung des Grenzwertes gefunden werden musste. Diese führte schließlich zu der Entscheidung, Wasser hinzu zu kaufen.
Beim früher ebenfalls in diesem Netz betriebenen Brunnen „Rulle III“ war einige Jahre zuvor der Nitratgehalt bereits über den zulässigen Grenzwert angestiegen, sodass eine 2006 neu beantragte Fördergenehmigung vom Landkreis nicht erteilt werden konnte. Seitdem dient der Brunnen in Rulle nur noch als Not- und Reservebrunnen.
Für die regelmäßige öffentliche Trinkwasserversorgung kann er also nicht mehr genutzt werden und so war auch für diesen Ausfall der Zukauf des Stadtwerkewassers eine sinnvolle Lösung.
Soweit die Situation in Wallenhorst. Nun zu den allgemeinen und speziellen Fragen, die beim Kunden beim Thema „Nitrat“ aufkommen:
Was ist eigentlich Nitrat? Woher kommt dieser Stoff?
Nitrat ist eine Verbindung aus Stickstoff und Sauerstoff (chem. Formel NO3) und kommt sowohl natürlich im Boden vor, als auch besonders durch die Aufbringung von Dünger (mineralischer Dünger, organischer Dünger, Gülle, …). Nitrat begünstigt das Wachstum der Pflanzen, aber eine übermäßige Zufuhr, die von den Pflanzen nicht aufgenommen werden kann, wäscht leider ungenutzt in tiefere Bodenschichten aus und führt dort zur Anreicherung des Stoffs im Grundwasser. Bei klüftigen Gesteinen kann dies sehr schnell geschehen, bei dichteren Bodenarten kann es u. U. Jahre/Jahrzehnte dauern, bis die Fracht im Grundwasser ankommt. Daher ist der maßvolle Umgang mit Düngern in Trinkwassergewinnungsgebieten für Landwirte und Gartenbesitzer oberstes Gebot.
Ist Nitrat gefährlich oder giftig? Gibt es Grenzwerte?
Nitrat selbst ist nicht giftig, kann jedoch nach dem Verzehr bei der Verdauung im Körper zu Nitrit bzw. Nitrosaminen umgewandelt werden. Diese Stoffe sind giftig bzw. stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Deshalb ist in der Trinkwasserverordnung für Nitrat ein Grenzwert von 50 mg/l festgesetzt.
Die WHO hat als Verzehrgrenzwert eine Menge von 3,65 mg/kg Körpergewicht festgelegt. Eine 70 kg schwere Person sollte demnach max. ca. 255 mg/Tag zu sich nehmen. Um diesen Wert zu überschreiten, müsste der entsprechend gewichtige WVW-Kunde also pro Tag mehr als 7 – 8 Liter WVW-Wasser trinken – das schafft niemand.
Aber bitte beachten: Den größten Anteil unseres Nitratkonsums nehmen wir Verbraucher über unsere sonstige Nahrung zu uns. Hier vor allem durch das sonst so gesunde Gemüse. Einige Blattsalate, Radieschen/Rettich, Kohlsorten weisen Nitrat- Konzentrationen von 1000 – 4000 mg/kg auf. Da erscheinen eine leckere Grünkohlmahlzeit oder ein gesunder Salat als Vor- oder Hauptspeise in einem völlig neuen Licht.
Kann man Nitrat aus dem Wasser herausfiltern?
Es gibt verschiedene Verfahren der Denitrifikation. Allerdings sind diese aufwändig und teuer, da sie eine Aufbereitung des geförderten Wassers bedeuten. Bei den Prozessen fällt zudem noch Abwasser an, das anschließend dann noch ungenutzt entsorgt werden muss. Also insgesamt eine unwirtschaftliche Lösung.
Das Umweltbundesamt hat in einer Studie berechnet, dass sich der Wasserpreis durch solche Aufbereitungsmaßnahmen um 0,55 – 0,76 €/m³ erhöhen könnte. Zur Info: Derzeit kostet das WVW-Trinkwasser 1,03 €/m³ (netto) bzw. 1,10 €/m³ (brutto).
Wie hoch ist die Nitratkonzentration in den Trinkwassernetzen der WVW GmbH? Wird der festgesetzte Grenzwert in Wallenhorst eingehalten?
Im Bereich Pye/Hollage liegt der Nitratgehalt des Mischwassers nach neuester Analyse bei 33 mg/l, im Bereich Rulle/Lechtingen/Wallenhorst bei 30 mg/l.
Bis Mitte der 80er Jahre galt für Nitrat in der Trinkwasserverordnung sogar ein höherer Grenzwert von 90 mg/l. Durch die EU-weite Angleichung der Parameter wurde dann in der Trinkwasserverordnung jedoch der zulässige Wert auf 50 mg/l reduziert. Dieser Grenzwert hat nach wie vor Gültigkeit.
Beide Versorgungsbereiche liefern also jeweils ein Wasser, das den zulässigen Grenzwert einhält. Da aus den Trinkwasserbehältern immer ein Mischwasser aus verschiedenen Brunnen abgegeben wird, ist bisher nie eine Überschreitung des Grenzwertes im Netz vorgekommen. Somit ist das Wallenhorster Wasser für den Verzehr geeignet. Der Nitratgehalt wird regelmäßig durch Analysen kontrolliert.
Kann man einen weiteren Anstieg des Nitratgehalts verhindern?
Zumindest muss man es versuchen. Die WVW GmbH hat dazu gemeinsam mit den Stadtwerken Osnabrück (SWO) und den Landwirten in den Wassergewinnungsgebieten bereits Mitte der 90er Jahre eine Kooperation gegründet. Beteiligt sind hier auch die Fachleute und Berater der Landwirtschaftskammer (LWK) sowie des NLWKN. Ziel ist es, durch gemeinsam festgelegte Zielvorgaben, bestimmte Fruchtfolgen, Düngemengen und -methoden die Nitrateinträge ins Grundwasser zu minimieren.
Auch an die privaten Gartenbesitzer muss appelliert werden, mit dem Ausbringen von Düngern auf dem eigenen Grundstück maßvoll umzugehen. Jeder unnötig aufgebrachte Dünger – egal von wem im Großen wie im Kleinen verstreut – landet unweigerlich früher oder später wieder in unserem Grundwasser. Der Ausspruch „Wasser hat ein langes Gedächtnis“ drückt dies aus.
Wie sehen die übrigen Wasserwerte in Wallenhorst aus?
Die Ergebnisse der letzten Netzanalysen vom 30.05.2017 liegen mittlerweile vor und sind in einer aktualisierten Tabelle aufgelistet – jeweils mit dem jeweils zulässigen Parametergrenzwert, falls dieser existiert.
Fazit
Das Thema „Nitrat“ ist für Wallenhorst nicht neu. Ein Brunnen in Rulle musste deshalb 2011 schon als Trinkwassergewinnungsbrunnen außer Betrieb genommen werden – eine Konsequenz, die bisher in Niedersachsen nicht oft vorgekommen ist und hoffentlich auch für die WVW GmbH einmalig bleibt.
Landwirte und private Gartenbesitzer sollten besonders in Trinkwassergewinnungsgebieten mithelfen, durch maßvolles Düngeverhalten den unnötigen Nitrateintrag ins Grundwasser zu verhindern. Damit die WVW GmbH auch den nachfolgenden Generationen noch gesundes Trinkwasser ins Haus liefern kann.
Ansprechpartner
Für Fragen zum Thema steht Andreas Wellmann, Technischer Leiter der Wasserversorgung Wallenhorst GmbH, unter Telefon 05407 888-611 gern zur Verfügung. Viele Informationen finden sich auch auf der Internetseite www.wasserversorgung-wallenhorst.de.
pm/wa, Symbolfoto: Pixabay / TanteTati