„Notruf – Feuerwehr und Rettungsdienst. Wo genau ist der Notfallort?“ Mit dieser Einstiegsfrage nehmen Leitstellendisponenten auf der ganzen Welt tagtäglich Notrufe entgegen. Diese Information reicht zwar aus, um den Patienten zu finden, aber nicht, um ihm die bestmögliche Hilfe zukommen zu lassen. Um diese zu gewährleisten sind weitere Details nötig. Die Regionalleitstelle im Kreishaus Osnabrück setzt ab dem 1. Juli eine softwaregestützte Notrufabfrage ein, die das Sammeln der notwendigen Informationen erleichtert und beschleunigt.
Die Einstiegsfrage bleibt auch dann bestehen. Denn diese ist die Grundinformation, die die Rettungsleitstelle benötigt, damit der Disponent den Rettungsdienst auch dann zum Patienten leiten kann, wenn das Gespräch zu einem schwerverletzten oder schwerkranken Anrufer plötzlich abbrechen sollte. Die neue Notrufabfrage, für die die Software „ProQA“ verwendet wird, erleichtert dem Disponenten nun die weitere Vorgehensweise. So wird gewährleistet, dass er bei jedem Notruf – von der Reanimation über den Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person bis hin zur beginnenden Geburt mit Beckenendlage – genau die richtigen Fragen stellt und Erste-Hilfe-Anweisungen gibt.
„Unsere Disponenten verfügen über eine große Erfahrung. Dennoch stellt das neue Notrufsystem eine wichtige Unterstützung für das Team dar“, sagt Projektleiter Christian Kessens. Denn so werde sichergestellt, dass die Disponenten in dramatischen oder ungewöhnlichen Situationen sämtliche notwendigen Fragen in der richtigen Reihenfolge stellten. Das ist nicht zuletzt vor dem großen Volumen von Notrufen eine Verbesserung: 2020 hat die Regionalleitstelle Osnabrück rund 80.000 Notrufe über die Rufnummer 112 und etwa 45.000 Krankentransportanforderungen über die Rufnummer 19 222 angenommen. Hinzu kommen weitere Hilfeersuchen, die von der Polizei durchgestellt werden oder durch automatische Alarmierungsanlagen (z.B. Brandmeldeanlagen) die Leitstelle erreichen. Die Regionalleitstelle Osnabrück ist dabei für Hilfeersuchen von mehr als 520.000 Einwohnern aus Landkreis und Stadt Osnabrück zuständig.
„ProQA“ hat sich in mehr als 3.700 Leitstellen in 54 Ländern bewährt. In Deutschland nimmt nun die Regionalleitstelle Osnabrück eine Vorreiterrolle ein, da die Software hierzulande bislang nur in wenigen Leitstellen verwendet wird. Durch jahrzehntelange Weiterentwicklung und wissenschaftliche Begleitung wurden die Notrufabfrage und die Erste-Hilfe-Anweisungen in der Notrufabfragesoftware immer weiter optimiert.
Bei akut lebensbedrohlichen Notfällen werden bereits parallel zur Abfrage die Rettungsmittel alarmiert. Wichtige Informationen aus der Abfrage können aus dem Leitstellenrechner direkt dorthin übertragen werden, so dass Notärzte und Notfallsanitäter sich bereits im Vorfeld ein Bild von der Situation vor Ort machen und sich hierauf vorbereiten können.
H. M.-D./lkos/pm, Foto: Landkreis Osnabrück/Henning Müller-Detert