Stangier erklärte, die Mischung aus Naturkunde am Wegesrand und Zeugnissen aus vergangenen Zeiten mache wohl den Reiz der Wallenhorster Schnatgänge aus, die Prof. Arndt und er seit vielen Jahren gemeinsam durchführten.
Zuerst waren die kleinen Zwiebelgewächse an der Reihe, deren Lebensstrategie es sei, vor dem Austrieb der großen Laubbäume ihren oberirdischen Jahreskreis abzuschließen, wie Prof. Arndt ausführlich erklärte. Dabei vermittelte er, dass Scharbockskraut einen hohen Anteil an Vitamin C habe und somit früher auf Segelschiffen gegen Skorbut eingesetzt worden sei. Weiterhin zeigte er den in diesem Jahr sehr schön blühenden Lerchensporn, der sich in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet habe. Schuld daran seien kleine Ameisen, die den Samen unfreiwillig verbreiteten. Auch die Hohe Schlüsselblume, der Gefleckte Aronstab, das Buschwindröschen und Lungenkraut wurden ausführlich von Prof. Arndt erklärt. Udo Stangier wies auf das neue, sich sehr rasch verbreitende „Eschen-Trieb-Sterben“ hin, das schon einige der Eschen im Wald zwischen der Osnabrücker Straße und der B 68 zum Absterben gebracht habe. Ursache sei ein eingeschleppter Pilz aus Asien. In einigen Jahren würden vermutlich alle Eschen abgestorben sein. Ein Gegenmittel sei bislang nicht gefunden.
Am Kreuz im Hone lehrte der Professor für Vegetationskunde anhand der Inschrift auch lateinische Grammatik, insbesondere den AcI (accusativus cum infinitivo). Der Legende nach soll das Kreuz an die erste Heilige Messe in der Region um Osnabrück mit Karl dem Großen nach dem Feldzug gegen die Sachsen erinnern.
Bei den Karlsteinen ging es dann mehr um die technischen Leistungen unserer Vorfahren in der Jungsteinzeit vor circa 5.000 Jahren. Ohne hydraulische Maschinen trugen diese tonnenschwere Felsstücke über Kilometer zusammen und setzten diese dann zu großen Grabkammern zusammen. Stangier erklärte die Bauweise von Großsteingräbern und deren Funktion wie auch die Zerstörung der Grabanlagen in früheren Jahrhunderten für andere Bauzwecke. Das genaue Vorgehen beim Zusammenfügen zu Großgräbern von mehreren Metern Länge und das Aufschichten der weit über zehn Tonnen schweren Decksteine sei bis heute nicht zufriedenstellend aufgeklärt, so der Umweltbeauftragte. Dabei wies er auf eine Besonderheit der Karlsteine hin: Die Steine dieser Grabanlage seien keine Granitfindlinge der vorletzten Eiszeit (Ende vor circa 200.000 Jahren) aus Skandinavien, sondern aus dem heimischen Piesberger Konglomerat, das „ein bisschen wie Beton“ aussehe. Das unterscheide sie deutlich von den Findlingen der Hellmichsteine in Rulle.
Im Arboretum am Piesberg wurde der inzwischen weithin bekannte Mammutbaum im ehemaligen Garten des Bergmeisters Johann Rudolf Pagenstecher bewundert. Mit seinen maximal 160 Jahren sei er „noch im Kindesalter, denn in der Sierra Nevada in Kalifornien stehen Bäume gleicher Art, die schon über 2.000 Jahre alt sind und den dreifachen Durchmesser haben“, berichtete Stangier, der diese Bäume bereits persönlich besucht habe. Im vorletzten Jahrhundert seien exotische Bäume Statussymbole gewesen und als Bergwerksdirektor und Zementfabrikbesitzer hatte Pagenstecher eine Vielzahl von diesen im Garten seiner neuen Villa an der „Bramscher Chaussee“ (heute Osnabrücker Straße) anpflanzen lassen. Prof. Arndt ergänzte, dass Mammutbäume jedoch nicht die ältesten Bäume der Welt seien. Das sei eine amerikanische Grannen-Kiefer (Pinus aristata), die ebenfalls in Kalifornien, allerdings in der Wüste nahe Mexico wachse und über 4.000 Jahre alt sei.
pm/wa, Foto: Claudia Sarrazin
This post was last modified on 24. April 2017 15:10
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