Reichlich diskutiert wurde zu unserer Frage der Woche, wie die Wallenhorster zur geplanten „Neuen Mitte“, einem Wohn- und Geschäftszentrum auf der Grünen Wiese stehen. Neben Kritik gibt es auch zahlreiche Anregungen und Wünsche an die Planer sowie mehrere Befürworter. Wallenhorster.de hat zudem konkrete Fragen mit den Projektentwicklern und der Gemeinde erörtert.
Auf der Facebook-Seite von Wallenhorster.de gibt es viele pro und kontra Meinungen zum Arcadencenter-Nachfolgeprojekt. Ines Es ist eine Befürworterin, jedoch äußert sie auch einen klaren Wunsch: „Geschäfte für junge Leute wie H&M und Esprit wären toll.“ Bei unserer Umfrage in den sozialen Medien haben sich viele Leser viel mehr als ein Geschäftszentrum einen großen Spielplatz als Treffpunkt im Zentrum gewünscht. Als Beispiel wird der große Spielplatz an der Lerchenstraße in Osnabrück genannt, der dort jung und alt aus verschiedenen Stadtteilen eint. Auch Bars und Cafés sowie viele kleine Markenshops wünscht man sich. Gerade hierdurch würde mehr Kaufkraft ins bestehende Zentrum gelangen. Ein virtueller Flug zeigt die Dimension der „Neuen Mitte“.
Drogeriemarkt ja – Einkaufszentrum mit REWE und Lidl nein
„Ich bin ganz klar dagegen! Viele Geschäfte leiden darunter. Viele Menschen können ihren Arbeitsplatz verlieren. Geschäfte für jung und alt gibt es genug“, äußert sich Andrea Kitte auf unserer Facebook-Seite und erntet dafür viel Zustimmung. Auch Sandra Eibisch gibt ein klares nein zur Neuen Mitte: „Ein Lidl oder vergrößerter REWE wäre eine Schande für ein schöneres Zentrum.“ Gleichwohl plädiert sie wie viele weitere Wallenhorster in der Diskussion für einen Drogeriemarkt, Deko-Geschäfte und neue, bezahlbare Bekleidungsgeschäfte. Einige Leser haben zudem Bedenken, dass bestehende Läden wie Edeka, Combi, Markant, NP oder das Getränke Haus darunter enorm zu leiden haben. Patrick Röger fragt sich, wozu Wallenhorst einen größeren REWE oder einen Lidl benötigt. „Was gibt es dort, was es in den vorhandenen Märkten nicht gibt? Ein Drogeriemarkt und einige kleinere Geschäfte mögen ja vielleicht noch Sinn machen, aber auch da bin ich skeptisch“, so der Wallenhorster. Torsten Sutthoff kann sich durchaus ein Einkaufszentrum vorstellen, jedoch nicht mit REWE und Lidl. „Man kauft dort sonst nur seine Lebensmittel und fährt wieder nach Haus und geht nicht zu Shoppen“, argumentiert er. Somit bliebe alles wie bisher, nämlich eine tote Fußgängerzone. Helm Schu findet: „Das kann so bleiben wie es ist. Einkaufsmöglichkeiten gibt es genug.“ Paca Soturi ärgert sich, wenn sein Blick ins Grüne durch ein Einkaufszentrum verbaut ist. Gerade die Grüne Wiese war für ihn der Hauptgrund, ins Wallenhorster Zentrum zu ziehen. Dem schließt sich auch Carina Bekermann an und fordert, auch an die Umwelt zu denken.
„Neue Mitte“ ist eine Chance
Einigen jungen Leuten fehlt es laut Diskussion ohnehin an sehr vielen Dingen in Wallenhorst. Daher zieht es sie entweder nach Bramsche oder Osnabrück. Darin sehen einige Leser wiederum die Chance für die „Neue Mitte“. Anjuli von Juuli findet es schade, dass sie nur zum Eisessen bisher ins Wallenhorster Zentrum kommt. Daher findet sieht sie neben anderen Lesern ein Einkaufszentrum positiv und erhofft sich, dass dadurch der Ortskern aufblüht. Ramona Osterbrink würde sich über einen Drogeriemarkt und einen Lidl freuen, um nicht extra nach Osnabrück fahren zu müssen. „Zusätzliche Wohnungen, die in der Miete nicht zu teuer sind, fehlen auch“, ergänzt sie. Gleichwohl schlägt sie vor, den Komplex kleiner zu planen, um einen Platz zum Verweilen mit attraktivem Spielplatz einzurichten. Dagmar Klück findet es schade, dass sie noch nie den Satz gehört hat „Lass uns mal nach Wallenhorst zum Shoppen gehen.“ Daher sollte das Zentrum mehr als bisher zu bieten haben.
Lieber viele kleine Markenshops
Erfolgsversprechender als die bisherigen Pläne findet Jens Ferati, Geschäfte und Händler nach Wallenhorst zu locken, die es so nicht in Bramsche oder Osnabrück gibt. Er empfiehlt einen Blick nach Lingen auf das dortige Lookentor zu werfen. Dort betreiben Marken wie Tamaris, Vero Moda, s.Oliver, Jeans Fritz, Jack & Jones und Hunkemöller kleine Geschäfte.
Welche Rolle spielt Wallenhorster Hanse?
Kritisch äußert man sich auch über die Wallenhorster Hanse e.V. Nach Meinung von Dagmar Klück wird das Projekt „Neue Mitte“ genau an der Hanse scheitern, wobei sie die Meinung vertritt, dass ein großes Einkaufszentrum gerade viele Leute auch von außerhalb nach Wallenhorst locken würde und die bereits ortsansässigen Geschäfte davon profitieren würden. CDU-Ratsherr Dennis Schratz gibt zu bedenken, dass das Konzept ohne Veränderungsmöglichkeiten zur Abstimmung stehe. „Leider hat selbst die Wallenhorster Hanse dies nicht verstanden wie der NOZ-Artikel zeigt“, so Schratz auf unserer Facebook-Seite. Aus seiner Sicht gebe es nur ein „ja“ oder „nein“ zur „Neuen Mitte“, jedoch keine Modifikationsmöglichkeiten.
Bürgerbefragung als Besänftigung
Wallenhorster.de hat auch beim ehemaligen Wallenhorster und seit 2014 amtierenden Bürgermeister der Gemeinde Hendungen nachgefragt. Florian Liening-Ewert ist der Meinung, dass das Wallenhorster Zentrum dringend ein Gesamtkonzept für eine nachhaltige und deutliche Belebung benötigt. „Dabei kann das Arkaden-Center / die „Neue Mitte“ mit etablierten Geschäften eine tragende Säule sein. Jedoch bedarf es weiterer Maßnahmen, da man es seit 20 Jahren nicht geschafft hat den Ortskern für die Bürgerinnen und Bürger interessant zu gestalten. Generell muss man aber feststellen, dass die politisch Agierenden (egal welcher Couleur) hier sicherlich nicht souverän gehandelt haben und darunter das Vertrauen in den Gemeinderat massiv gelitten hat“, so Liening-Ewert. „Nun auch noch eine Bürgerbefragung durchführen zu wollen, dient in meinen Augen nur dazu die Bürgerinnen und Bürger vor den anstehenden Kommunalwahlen zu besänftigen. Derart für die Entwicklung der Gemeinde wichtigen Themen müssen mit Rückgrat bearbeitet und nicht auf die „lange Bank“ geschoben werden.“
Veränderungen noch möglich – Bürgerdialoge nutzen
Aufgrund der vielen Vorschläge, Wünsche und Kritik hat Wallenhorster.de in der Pressestelle der HBB Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH sowie im Rathaus diesbezüglich um Stellungnahme gebeten. Gegenüber Wallenhorster.de äußert Rüdiger Mittmann, Fachbereichsleitung Bürgerservice und Soziales und Stellvertreter des Bürgermeisters, dass es noch Veränderungsmöglichkeiten gibt, jedoch nicht mehr in allen Bereichen. „Bei den Bürgerdialogen nimmt die HBB noch gerne Anregungen und Hinweise auf, deren mögliche Umsetzung danach geprüft wird. Bis zur Entscheidung des Rates steht fest, was umgesetzt werden kann“, so Mittmann.
REWE, Lidl und dm Drogeriemarkt stehen fest
Die Redaktion von Wallenhorster.de wollte noch genauer wissen, welche Mieter im Falle einer Realisierung feststehen. „REWE und Lidl sind bereits vertraglich gebundene Mieter“, erklärt Rüdiger Mittmann. „Daher wird das Konzept auch mit ihnen umgesetzt. Allerdings sind beide auch notwendige Anker, damit die HBB andere Mieter und Nutzungen für das Projekt und für Wallenhorst überhaupt gewinnen kann. Insgesamt sind 17 gewerbliche Mieteinheiten vorgesehen.“ Zudem stehe fest, dass der dm Drogeriemarkt ein weiterer Mieter sei.
Bürgerbefragung zur Kommunalwahl am 11. September
Weitere Informationen zum Projekt „Neue Mitte Wallenhorst“ geben übrigens Bürgermeister Otto Steinkamp, die HBB Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH als Investor, das Architekturbüro Rhode Kellermann Wawrowsky sowie die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH im Rahmen eines Bürgerdialoges am Donnerstag (4. August) von 14 bis 20 Uhr sowie am Donnerstag (11. August) von 16 bis 20 Uhr im Wallenhorster Rathaus. Alle Bürgerinnen und Bürger können sich hierbei mit den Projektbeteiligten austauschen, Fragen stellen und Anregungen geben.
Ob die „Neue Mitte“ verwirklicht wird, entscheiden alle Wallenhorster im Rahmen einer Bürgerbefragung am Sonntag, 11. September 2016 zeitgleich mit der Kommunalwahl. Das Ergebnis ist zwar formal nicht bindend, dennoch hat die Mehrheit der Mitglieder des Gemeinderates signalisiert, sich an das Votum der Bürgerinnen und Bürger zu halten.
F. Ro. / Fotos und Grafiken: RKW / HBB