Der Landkreis Osnabrück möchte 1000 ehrenamtliche „Mobile Retter“ gewinnen, die ab Juli parallel zum Rettungsdienst per App alarmiert werden, wenn in der Nachbarschaft ein Herz-Kreislauf-Stillstand gemeldet wird.
Jede Sekunde zählt: Täglich erleiden Menschen in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand oder plötzliche Bewusstlosigkeit mit tödlichem Ausgang. Doch nach Eingang des Notrufs in den Leitstellen vergehen einige Minuten bis der Rettungsdienst beim Patienten eintrifft. Nun trägt in Landkreis und Stadt Osnabrück ein Projekt dazu bei, dass die Zeit bis zur Ersten Hilfe verkürzt wird. Dabei handelt es sich um die „Mobilen Retter“: Registrierte und geschulte Ersthelfer werden per App im nahen Umkreis parallel zum Rettungsdienst alarmiert.
Nach fünf Minuten sterben erste Gehirnzellen ab
Bereits nach fünf Minuten ohne Sauerstoffzufuhr sterben erste Gehirnzellen ab. Es liegt also auf der Hand, dass sofortige Hilfe nicht nur die Überlebenschance steigert sondern auch dazu beiträgt, dass bei dem Patienten keine bleibenden Schäden zurückbleiben. „Die Mobilen Retter sind ein wichtiger Baustein für eine schnelle Versorgung“, sagt Landrat Michael Lübbersmann.
Rettungsleitstelle alarmiert Rettungsdienst und „Mobile Retter“ per App
Bei einem Notruf mit der Meldung Herz-Kreislauf-Stillstand, löst der Disponent der Leitstelle neben dem Alarm für den Regelrettungsdienst auch eine Alarmierung über die „Mobile Retter“-App aus. Das System ortet daraufhin registrierte Ersthelfer im unmittelbaren Umkreis des Einsatzortes und sendet eine Einsatznachricht auf das Smartphone. Nimmt die Person den Einsatz an, bekommt sie weitere Details, wie Einsatzort, Wegbeschreibung und Art des Notfalls übermittelt. Der Ersthelfer macht sich auf den Weg zum Patienten und überbrückt durch lebensrettende Ersthelfermaßnahmen die Zeit bis zum Eintreffen des Regelrettungsdienstes.
„Mobile Retter“ neben den First Respondern und Sanitätern vor Ort
Bereits seit vielen Jahren bestehen in einigen Bereichen der Region Osnabrück gut ausgebaute und hochqualifizierte „First Responder“-Strukturen (der sogenannte Sanitäter vor Ort), welche durch die Hilfsorganisationen ehrenamtlich betrieben werden. Diese werden schon heute bei Notarzteinsätzen hinzualarmiert und leisten einen wichtigen Beitrag in der Notfallrettung. „Der Mobile Retter stellt nun eine Ergänzung zum etablierten System dar, wobei dieser nur bei Herz-Kreislauf-Stillstand alarmiert wird“, sagt Bärbel Rosensträter, Leiterin des Fachdienstes Ordnung.
70 Trainer stehen den Mobilen Rettern zur Seite
Getragen wird das neue System durch die Hilfsorganisationen Deutsches Rotes Kreuz, Malteser Hilfsdienst, Arbeiter-Samariter-Bund, Johanniter Unfallhilfe, DLRG sowie Feuerwehren im Landkreis und der Stadt Osnabrück, die 70 Trainer zur Verfügung stellen. Weitere ehren- und hauptamtliche Helfer im Gesundheits- und Rettungsdienstsektor sowie ausgebildete Betriebssanitäter können ebenfalls als Mobile Retter am System teilnehmen.
Training über Basisreanimation notwendig
Bevor die Helfer als Mobile Retter registriert werden, ist ein Training oder ein Nachweis im Bereich der qualifizierten, leitliniengerechten Basisreanimation notwendig, welches durch die Hilfsorganisationen in der Region Osnabrück angeboten wird. Das entsprechende Training ist in regelmäßigen Abständen von einem Jahr zu wiederholen und nachzuweisen. Die Hilfsorganisationen erhalten finanzielle Unterstützung durch die Sparkassenstiftung: Sie stellt 50.000 Euro für das Training zur Verfügung.
1000 Mobile Retter schon ab Juli einsatzbereit?
Das Ziel lautet, 1.000 Mobile Retter zu gewinnen. Start des Echtbetriebes im Raum Osnabrück ist Juli 2017. „Die Mobilen Retter sind im Einsatz Verwaltungshelfer der Regionalleitstelle und hierüber umfassend abgesichert“, erläutert Dietrich Bettenbrock, Leiter der Feuerwehr Osnabrück.
Eine Anmeldung zu einer Trainingsveranstaltung kann zukünftig über die Homepage www.mobile-retter.de erfolgen. Hier werden auch die Trainingstermine bekannt gegeben. Weitere Informationen sind erhältlich bei Matthias Hartmann, E-Mail: mobile-retter@lkos.de.
pm/lkos, Foto: Landkreis Osnabrück/Henning Müller-Detert
Hinweis der Redaktion: Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar.