„Viele hundert Tage ist dieser Krieg jetzt alt, und es ist denkbar, dass er noch weitere 100 Tage dauert, und weitere 100, und weitere 100. Wenn die Waffen sprechen, braucht es viel, sie zum Schweigen zu bringen“, erläutert Trieb. „Die Installation erinnert uns daran, dass, wenn nicht jeder von uns zu ihm beiträgt, dieses Schweigen noch lange ausbleiben wird.“
Die Sprache der Installation ist symbolistisch. Die teilweise in blau und gelb, den Farben der Ukraine, gehaltenen Sperren sind teils aus Stahl, teils aus Holz, einen wirklichen Schutz bieten sie also nicht. Die Rakete ist teils aus Holz, teils aus Stahl, eine wirkliche Bedrohung geht also nicht von ihr aus. Instrumenten des Krieges wird so nicht nur ihre Funktion genommen, ihre Dysfunktionalität fordert den Betrachter auch dazu auf, seinen ersten Eindruck zu hinterfragen, denn erst wer genau hinsieht, erkennt sie.
Die Botschaft: Erste Eindrücke, unhinterfragt, sind immer gefährlich. Auch wenn sie keinem Krieg gelten. „Wir haben uns an die Nachrichten aus dem Krieg gewöhnt; der Krieg ist für uns Alltag geworden“, betont Trieb. „Aber: An Nachrichten wie diese dürfen wir uns nicht gewöhnen!“ Krieg darf kein Alltag sein. Dass er es dennoch oft ist, fatalerweise, spiegeln die Orte, an denen die Kunstaktion stattfindet. Sie sind keine Orte historischer Bedeutung, keine Orte inhaltlichen Bezugs zum Krieg. Sie sind Alltagsorte.
Die Panzersperren stellen die Frage nach Abwehr und Verteidigung – und danach, mit welchen Mitteln sie zu erreichen sind. Die Rakete stellt die Frage nach Aufrüstung und Abschreckung – und, in letzter Konsequenz, nach Tod und Trauer. Die Spitze der Rakete ist übrigens echt. Wo, müssen wir uns fragen, hätte sie einschlagen sollen? Und warum hat sie es nicht getan?
Alle 100 Tage wird die Installation „Gedankensperre“ ihren Standort wechseln. Bis der Krieg vorüber ist.
wa/pm, Fotos: André Thöle / Gemeinde Wallenhorst
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