Schauen, was geht – so lautet das Motto für die Kolping-Veranstaltungen in diesem Jahr. Schauen, was unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie möglich ist und das Beste daraus machen. Der Auto-Gottesdienst ist unter diesen Bedingungen eine gute Idee – das dachten sich vorab sicherlich auch zahlreiche Besucher mit Blick auf die Wettervorhersage, die wenig Gutes verhieß. Doch es sollte trotz Unwetterwarnung trocken bleiben. Alles gut.
Alles gut auch bei Maria Hartelt, die mit ihrem für diesen Abend zusammengestellten Ensemble für die musikalische Begleitung verantwortlich zeichnet. Sie fordert die Gäste auf, aufzustehen und den Rhythmus mitzuklatschen oder im Auto die Lichthupe zu betätigen. „Sie können im Auto auch mitsingen. Ich glaube, das fühlt sich auch ganz cool an.“ Gemeinsam mit Barbara Reichelt, Beatrix Weber, Lars Otte und Gerd-Heinz Sandmann sorgt sie für einen locker-fröhlichen Charakter der Festveranstaltung. Selbst das traditionelle Kolping-Grablieb kommt in ihrem musikalischen Arrangement eher leicht und poppig als hymnisch daher.
Alles gut? Die Frage schwebt an diesem Abend auch über dem, worüber Reinhard Molitor in seiner Predigt und dem späteren Festvortrag spricht. „Wenn eine Familie gespalten ist, kann sie keinen Bestand haben“, sagt er. Diejenigen, die sich regelmäßig über „Königs und sowas“ informieren, könnten sich vorstellen, wie es sei, wenn Prinzen und Prinzessinnen sich nicht grün seien. Aber wie ist es in der Kirche als große weltweite Familie? Er lässt den „Paukenschlag“, mit dem Kardinal Reinhard Marx tags zuvor sein Rücktrittsangebot an Papst Franziskus bekanntgab, nicht unerwähnt. Dann schwenkt er um nach Hollage: Hier sei aus kleinen Anfängen 1946 eine ganz große Familie entstanden. Aber „Familie ist man nicht nur dadurch, dass man im gleichen Verein ist“, so der Kolping-Diözesanpräses. „Eine Kolpingsfamilie orientiert sich an dem, was Adolph Kolping gesagt hat.“ Was unser Herz und Denken erfüllt, müsse auch unser Handeln erfüllen. „Kolping hat etwas mit Machen zu tun.“ Es sei nicht nur der Oktober, der die Kolpingsfamilie hier in Hollage besonders mache. Sie sei stets aktiv und präsent – ob beim Osterfeuer, mit ihrem Fronleichnamsaltar oder mit zahlreichen Bänken. Überall seien Spuren zu sehen.
„Kolping in und nach Corona“ – unter diesem Titel ist Molitors Rede angekündigt. Und so blickt er zunächst zurück auf das, was war: Plötzlich war sie da, die Pandemie. Ab März vergangenen Jahres fiel alles aus. Programme wurden gestrichen. Zuhause bleiben hieß es. „Und dann war da eine Solidaritätswelle, wie man es gar nicht kannte.“ Aber auch Ausgangsbeschränkungen, Besuchsverbote in Pflegeheimen, Kurzarbeit. Verbunden mit Angst und Sorgen, Einsamkeit und Isolation. Und mit den Tests und Impfungen langsam Hoffnung. „Aber: Wir sind noch nicht ‚nach Corona‘.“ Es dauere noch.
Aus Kirchensicht sei da auch die Gottesdienstkrise. „Es dürfen nicht so viele, aber es kommen auch nicht mehr so viele“, sagt Molitor. „Ich bin froh, wenn wir ein Drittel oder die Hälfte der Besucherzahl von vor Corona erreichen würden.“ Auch als Kolpingsfamilie müssten wir uns etwas einfallen lassen – nicht nur etwas ausfallen lassen. Einfach mal spontan was machen. „Ich bin gespannt, was euch zu Oktober einfällt.“ Auch wenn es sicherlich kein großes Festzelt sein werde. „Wir müssen zusehen, dass wir wieder in Gang kommen – mit Mut und Begeisterung.“
A. Th., Fotos: André Thöle / Kolpingsfamilie Hollage
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