Schon nach einem Tag Probearbeiten war für Jörg Petering, Chef der Firma Immobilienservice Petering, klar: „Muhannad Al Farra passt perfekt in meinen Betrieb.“ Der Unternehmer war durch den Vermieter des jungen Flüchtlings auf ihn aufmerksam geworden, ein Probearbeiten wurde vereinbart. Heute ist der 26-jährige Al Farra seit über einem Jahr fest bei Petering in Wallenhorst beschäftigt und erledigt verschiedenste Tätigkeiten rund um die Instandhaltung sowie die Reparatur von Immobilien und deren Grünanlagen. Dabei ist der junge Mann, so sagt sein Chef stolz, „ein echter Leistungsträger“.
2016 war Muhannad Al Farra über die Türkei aus dem Bürgerkriegsgebiet in Syrien nach Deutschland geflohen. Zuvor hatte er sieben Jahre die Schule besucht und dann im Geschäft seines Vaters gearbeitet, der Textilien produzierte und verkaufte. Nach einer ersten Zeit in der Flüchtlingsaufnahme in Bad Essen fand er schließlich mit viel Glück eine Wohnung in Wallenhorst, in der er auch immer noch lebt. Auf seinem Weg in die berufliche und soziale Integration begleitet ihn das Migrationszentrum der kommunalen Arbeitsvermittlung MaßArbeit.
Seine Ansprechpartnerin im Migrationszentrum, Agnieszka Hübers, erinnert sich gut: „Herrn Al Farra waren immer zwei Dinge wichtig: Eine gute Arbeit zu bekommen und seinen Lebensunterhalt selber zu bestreiten.“ Der erste Schritt auf diesem Weg war zunächst ein Integrationskurs. Den musste der junge Syrer jedoch nach rund einem Jahr abbrechen, weil er bei Petering Immobilienservice anfangen konnte. „Manchmal macht so ein Abbruch Sinn“, so MaßArbeit-Vorstand Lars Hellmers: „Viele Migranten fühlen sich erst wirklich in der neuen Heimat angekommen, wenn sie arbeiten und ein eigenes Einkommen haben.“ Das Miteinander mit Kollegen stärke darüber hinaus die soziale Eingliederung ganz entscheidend. „Doch natürlich geht die Begleitung durch die MaßArbeit deutlich über den Zeitpunkt der Arbeitsaufnahme hinaus – dann setzt die so genannte nachgehende Betreuung ein“, erläutert Hellmers weiter.
So stand etwa für den Syrer schnell der Erwerb eines Führerscheins an: Unabdingbar für seinen neuen Job. Denn die Firma Petering Immobilienservice betreut im Großraum Osnabrück zahlreiche Privat- und Geschäftsobjekte und arbeitet dabei auch mit verschiedenen Immobilienverwaltungsgesellschaften zusammen. Werbung muss das Unternehmen nicht machen: „Wir erledigen Instandhaltungen, Sanierungen, Reparaturen, aber auch Reinigungsarbeiten kompetent und zuverlässig: Das spricht sich rum“, sagt der Chef. Das bedeutet jedoch auch, dass die Mitarbeiter viel in den Firmenwagen unterwegs sind.
Die MaßArbeit gewährte dem Flüchtling deshalb einen Zuschuss zum Führerschein und auch sein Arbeitgeber sprang finanziell mit ein. Im vergangenen Juli konnte Al Farra dann erfolgreich die Prüfung ablegen. Eine große Baustelle bleibt jedoch bisher der Spracherwerb: Agnieszka Hübers hatte zwar für den jungen Flüchtling einen Termin zur Nachtestung bei einem Bildungsträger vereinbart, um einen entsprechenden Abendkurs zu finden. Dann wurden jedoch aufgrund der Corona-Pandemie erst einmal alle Kurs verschoben. Im Dezember soll es aber nun endlich losgehen – Muhannad Al Farra freut sich schon darauf. Er will seine Sprachkenntnisse unbedingt auf das B1-Niveau heben: „Das erleichtert das Gespräch mit unseren Kunden, ist aber auch wichtig, um eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen.“
Muhannad Al Farra ist also auf einem guten Weg. „Wirklich begeistert bin ich immer wieder von der tollen Unterstützung durch Herrn Petering“, zieht Hübers Bilanz. Er habe nicht nur alle Behördengänge begleitet, den Führerschein mitfinanziert und ermögliche künftig Fahrten zum Deutschkurs. „Herr Al Farra hat darüber hinaus neben einem interessanten Job auch gleichzeitig Familienanschluss gefunden“, erzählt die Beraterin. Auch bei seinem größten Herzensanliegen weiß der junge Syrer Jörg Petering fest an seiner Seite: Muhannad Al Farras Verlobte ist noch in Beirut und erhält bisher keine Einreisegenehmigung. Nach einer von Agnieszka Hübers vermittelten Beratung beim Exilverein in Osnabrück haben die beiden nun einen Anwalt eingeschaltet. „Nun hoffen wir alle sehr, dass sich auch dieses Problem noch lösen lässt“, fasst Petering zusammen.
K. Lü./lkos/pm, Foto: MaßArbeit / Kimberly Lübbersmann
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