Die Freiluftkirche an der Hollager Mühle war bereitet, der Morgentau noch nicht ganz verschwunden und die Sonnenstrahlen bahnten sich am Sonntagmorgen ihren Weg durch die Baumkronen des Mühlenwaldes. Etwa 100 Gäste folgten der Einladung der Kolpingsfamilie Hollage, mit ihr einen Wortgottesdienst unter freiem Himmel zu feiern.
Vorbereitet hatte diesen der Kolping-Liturgiekreis um Hubert Wächter, Karl-Heinz Haustermann und Bernhard Kaiser.
Musikalisch begleitete der Osnabrücker Chor „Yellow“ den Gottesdienst und präsentierte im Anschluss noch weitere Songs. Mit Liedern wie „So soll es bleiben“ von Ich + Ich, dem Gospelklassiker „Joyful, Joyful“ oder „Yellow“ von Coldplay – dem Lied, nachdem sich der Chor benannte – boten die 14 Sängerinnen sowie Chorleiter Christian Mews am E-Piano einen Einblick in ihr breitgefächertes Repertoire.
Das Patronatsfest fand im Anschluss seine Fortsetzung im Kolping-Pavillon. Hier referierte Staatssekretär a. D. Heinz-Wilhelm Brockmann, Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken und im Katholikenrat des Bistums Osnabrück, zum Thema „Die Ehe stark machen“. Dazu stellte er das apostolische Schreiben für die Familien von Papst Franziskus vor. Es trägt den Titel „Die Freude der Liebe“. Das Thema Ehe und Familie gehöre zu den großen inhaltlichen Fragen der Kirche. Franziskus habe es als erstes aufgegriffen. Brockmann zitierte einige Passagen aus dem Dokument und stellte die Frage in den Raum „Hätten Sie gedacht, dass das ein päpstlicher Text ist?“ Das Besondere, was ihn von vielen Schreiben ehemaliger Päpste unterscheide, sei erstens, dass man den Text verstehen kann und zweitens, dass es ein Text sei, der sehr viel von uns, vom Leben weiß.
Weitere Auszüge aus dem Schreiben gab es für die Kolpinger dann schriftlich. Der ehemalige Lehrer Brockmann verteilte 50 Zettel und ging einige Passagen mit den Gästen durch. „Wir lesen das mal gemeinsam.“ Die alte Lehre der Kirche zu Ehe und Familie zu bestätigen oder diese alternativ abzuschaffen, sei für Franziskus nicht die Frage gewesen, so Brockmann. Er habe vielmehr erklärt, dass wir in der Vergangenheit nicht genug nachgedacht hätten. So heißt es in dem Schreiben beispielsweise „Wir sind berufen, die Gewissen zu bilden, nicht aber dazu, den Anspruch zu erheben, sie zu ersetzen.“ Franziskus stelle wie seinerzeit schon Thomas von Aquin die eigene Gewissensentscheidung über die Kirchenlehre. Etwa im Umgang mit getrennten Ehepartnern in einer neuen Beziehung. Wenn die Absicht, eine Familie zu retten, nur in einer neuen Beziehung möglich sei, sei diese Absicht entscheidend. Die Intention sei also das entscheidende Bewertungskriterium in moralischen Fragen. „Ich hoffe, dass wir hier jetzt Frieden in der Kirche haben und pastorales Handeln möglich ist“, erklärte Brockmann. Die Kirche sei etwas anderes als das Strafgesetzbuch – und wenn der Papst darauf bestehe, dann mache er es richtig.
Zum Hintergrund: Patronatsfest
Der heilige Josef ist der Schutzpatron der gesamten Kirche (Festtag am 19. März), besonders der Familien, der Arbeiter und Handwerker. Er ist auch der Patron des Kolpingwerks. Er ist Gefährte der Hoffnung und Begleiter in schweren Stunden. Wir begegnen ihm an unterschiedlichen Stellen in der Bibel und entdecken ihn in der Volksfrömmigkeit der Jahrhunderte. Den Gedenktag „Josef der Arbeiter“ feiern wir am 1. Mai.
A. Th., Fotos: André Thöle