Begleitet wird die Vermessung an diesem Morgen nicht nur von den Medien – von der Lokalzeitung bis zum europäischen TV-Sender – sondern auch von Dr. Jens Riecken, Leiter des Arbeitskreises Raumbezug der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland (AdV) sowie André Sieland, Fachgebietsleiter Landesvermessung und Geobasisinformation des Landesamtes für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN). Wallenhorsts Bürgermeister Otto Steinkamp hat sich ebenfalls eingefunden, um sich ein Bild von den Arbeiten zu machen.
Was aussieht wie „Geocaching für Profis“ ist Teil der Aktion „Deutschland wird neu vermessen“. Deren Ziel ist es, die vermessungstechnischen Grundlagen für die gesamte Bundesrepublik zu erneuern. Dazu entsenden die Landesvermessungsämter und das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie Messtrupps in das ganze Bundesgebiet von der Küste bis zu den Alpen. Ihr Auftrag: eine vollständige Überprüfung von 250 grundlegenden Vermessungspunkten in Position und Höhe.
Alle Messungen werden mithilfe von Satelliten durchgeführt. Drei Satellitennavigationssysteme kommen dabei zum Einsatz: das amerikanische GPS, das russische GLONASS und das europäische Galileo. Gearbeitet wird nicht nur tagsüber, sondern auch in der Nacht. „Die Messungen laufen über 24 Stunden“, erläutert Sieland. „Dadurch sind sie sehr präzise.“
Mit der diesjährigen Vermessungsaktion werde das im Jahr 2008 in Deutschland geschaffene Grundlagennetz überprüft und aktualisiert. Damit liefere es eine hochgenaue Arbeitsgrundlage für vielfältige Aufgaben in der Vermessung und künftig auch für weitere interdisziplinäre Anwendungen und Forschungen, beispielsweise autonomes Fahren, Klimawandel, Hochwasserschutz, Geodynamik (Veränderungen von Alpen und Küsten) und Oberflächendeformationen durch menschliche Eingriffe (Straßen- und Wasserbau, Bergbau).
Die ersten grundlegenden Vermessungen Deutschlands fanden bereits im 19. Jahrhundert statt. Schon damals führte an Wallenhorst kein Weg vorbei. Denn in der Gemeinde nördlich von Osnabrück befindet sich nicht nur einer der 250 bundesweiten geodätischen Grundnetzpunkte, sondern auch der Haupthöhenpunkt. Dieser wurde im Jahre 1893 durch die Trigonometrische Abteilung der Königlich Preußischen Landesaufnahme in Form einer gusseisernen Höhenmarke an der Neuen St.-Alexander-Kirche angebracht. Die Geopotentielle Kote dieses Punktes wurde 1986 im Rahmen des europäischen Nivellementnetzes (UELN) ermittelt und bildet die Basis für alle Höhenmessungen in Deutschland.
wa/pm, Fotos: André Thöle / Gemeinde Wallenhorst
This post was last modified on 24. Juni 2021 12:24
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