Zwischen 300 und 400 Fahrgäste befördert der Bürgerbus Wallenhorst-Wersen pro Monat. Er ist neun Stunden am Tag unterwegs und lässt niemanden stehen. Davon konnten sich jetzt auch die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Frank Sundermann aus dem nordrhein-westfälischen Tecklenburger Land und Guido Pott aus dem niedersächsischen Wallenhorst überzeugen.
Gemeinsam fuhren sie mit Marion Müssen, Vorsitzende des Bürgerbusvereins Wallenhorst-Wersen e.V., auf der offiziellen Tour von Wallenhorst über Rulle und Lechtingen in Richtung Halen. „Dank der finanziellen Unterstützung durch die Gemeinden Lotte und Wallenhorst können wir seit 2019 den grenzüberschreitenden Busbetrieb realisieren. Unser Angebot wird sehr gut angenommen, so dass auch eine Ausweitung unserer Tour nach Alt-Lotte denkbar und wünschenswert wäre“, sagt Müssen.
25 Fahrerinnen und Fahrer sind fünf Tage die Woche abwechselnd im Einsatz. Heute sitzt Dorothee Hoffmann am Steuer. Ein Tablet gibt ihr die genaue Fahrzeit und Route vor. Die Fahrgäste kennt sie gut. „Wir haben viele Stammkunden, die zum Beispiel zur Arbeit oder zum Arzt oder einkaufen fahren, aber auch Fahrgäste, die den Bus zum ersten Mal oder nur hin und wieder nutzen“, sagt Müssen. „Wir sind kein reiner Seniorenbus. Wir fahren auch Erwerbstätige zur Arbeit oder Kinder und Jugendliche zu ihren Freunden oder Hobbys.“ Darüber hinaus ist der Bus barrierefrei und kann auch einen Rollstuhl transportieren.
Ein Fahrticket kostet einen – eher symbolischen – Euro. „Die Förderung durch die Kommunen und die Länder ist ein wichtiger Beitrag zur Daseinsvorsorge. Nicht die Anzahl an Fahrgästen spielt eine Rolle, sondern dass jede Bürgerin und jeder Bürger die Möglichkeit bekommt, von einem Ort zum nächsten zu kommen. Schließlich habe nicht jeder ein Auto oder könne aufgrund von Einschränkungen nicht mit dem Auto oder Fahrrad fahren“, sagt Sundermann. Auch Pott betont den hohen Stellenwert des Bürgerbusses: „Der Bus hat eine Beförderungspflicht. Das heißt, wenn der Bus voll sein sollte oder aufgrund eines technischen Defekts nicht fahren kann, wird sofort ein Ersatzbus oder Taxi gerufen. Die Menschen können sich auf den Bürgerbus verlassen.“
Natürlich könne der Bürgerbus jederzeit neue Fahrerinnen und Fahrer gebrauchen und mehr Fahrgäste seien immer willkommen. „Aber insgesamt sind wir sehr gut aufgestellt und das Konzept funktioniert gut.“ Träger ist der Weser-Ems-Bus, doch in seinen Entscheidungen sei der Bürgerbusverein relativ frei, zum Beispiel in Bezug auf die Streckenführung und Fahrpreise. Der Bürgerbus, der seinen Sitz in Lotte hat, habe in Nordrhein-Westfalen grundsätzlich „einen hohen Stellenwert und eine Selbstverständlichkeit, so dass die Förderung dort höher ist und auch die Gemeinschaft und das Vereinsleben jährlich mit 7.500 Euro finanziell gefördert werden. „Wir sind nicht einfach nur die Fahrerinnen und Fahrer, wir treffen uns auch zu Grillabenden oder unternehmen andere schöne Dinge“, sagt Müssen. Zudem erhält der Verein einen Zuschuss zu den Betriebskosten. Dieser beträgt 7.500 Euro von der Gemeinde Wallenhorst, weitere 2.000 Euro steuert die Gemeinde Lotte bei.
Den Wunsch nach einer weiteren Tour bis in den Alt-Lotter Ortskern kann SPD-Ratsherr und Fraktionsvorsitzender Thomas Giebel aus Lotte nur unterstützen, der ebenfalls mitgefahren ist. „Das erfordert einiges an Organisation, eine neue Aufstellung der Finanzierung und auch einen neuen Bürgerbus-Verein, aber für die Menschen wäre das ein großer Gewinn“, sind sich Müssen und Giebel einig. Auch Sundermann und Pott unterstützen die Idee und wollen sich hierfür einsetzen: „Der Bürgerbus ist dafür da, die Menschen, die nicht mobil sind, aus dem Umland in die Zentren zu bringen und die Lücken zu füllen, die der „klassische“ ÖPNV nicht abdecken kann. Dass dies in Wallenhorst und Wersen so zuverlässig funktioniert, ist aber in erster Linie dem herausragenden Engagement der ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer sowie des gesamten – rund 80 Mitglieder zählenden – Bürgerbus-Vereins zu verdanken.“
Hendrik Chmiel/pm, Foto: Hendrik Chmiel (Büro Guido Pott)