Unter dem Strich war es eher ein Neustart als ein Restart: Nach zwei Jahren Turnierpause hatte das Inter-C-Team von Blau-Weiss Hollage zur 36. Auflage des traditionellen Pfingstcups geladen. Dass die diesjährige Auflage nicht ganz so traditionell daherkam, wurde schon im Vorfeld deutlich.
Neben dem Turniernamen wurde auch der gesamte öffentliche Auftritt, bestehend unter anderem aus Turnierheft, Plakaten oder der Berichterstattung in den digitalen Medien, einer Frischzellenkur unterzogen. Außerdem wurden auch innerhalb des Organisationsteam einige Positionen neu besetzt, darunter unter anderem der Posten des Turnierleiters.
Traditioneller Empfang im Wallenhorster Ratssaal
Dieser eröffnete das Turnier am Pfingstsamstag gemeinsam mit Bürgermeister und Schirmherr Otto Steinkamp im Wallenhorster Ratssaal. Letzterer lobte das Organisationsteam für die geleistete Arbeit und hob die sportliche Attraktivität der Teilnehmenden hervor: „Aus der gesamten Bundesrepublik sind hier heute die Kapitäne und Trainerteams angereist, um ein Turnier von Blau-Weiss Hollage zu spielen, dass in seiner Anziehungskraft und Rahmenbedingungen bundesweit seinesgleichen sucht.“ Michael Lührmann in seiner Funktion als neuer Leiter des Organisationsteams ergänzte: „Ihr seid hier bei einem kleinen Verein, der mit all seinen Ehrenamtlichen für sein sportliches Highlight im Jahreskalender brennt. Wir alle freuen uns, dass ihr hier seid und wollen euch die besten Rahmenbedingungen bieten, in den kommenden zwei Tagen hochklassigen Jugendfußball zu zeigen!“
Schon vorab gab es einige Besonderheiten: Vier Wochen vor Turnierbeginn sagte Hertha BSC die eigene Teilnahme ab – so kurz vor Pfingsten aus organisatorischer Sicht eine kleine Katastrophe. Dank der Kontakte von Robin Mehring, ehemaliger Jugend- und Herrenspieler bei Blau-Weiss Hollage, entstand ein Kontakt zur U15 von Borussia Dortmund, die glücklicherweise kurzerhand Ihre Teilnahme zusagten.
Extra angereist für den Empfang im Rathaus war der Trainer des SV Werder Bremen, Markus Fila. Dieser hatte sich zusammen mit seiner Mannschaft dazu entschlossen, an beiden Turniertagen aus der Hansestadt anzureisen, ließ es sich aber nicht nehmen, seine Farben bei der Begrüßung im Ratssaal zu vertreten.
Turniereröffnung mit Herold Pye
Der Pfingstsonntag begann wie gewohnt mit der Eröffnungsfeier, musikalisch untermalt vom Musikkorps Herold Pye. In seiner Begrüßungsrede gab Lührmann einen kurzen Überblick über die Arbeit der vergangenen zwei Jahre und forderte die Mannschaften auf, die Atmosphäre und Begeisterung der ehrenamtlichen Helfer, Gastfamilien und Unterstützer aufzunehmen und miteinander ins Gespräch zu kommen: „In Hollage glauben wir an die Idee, dass gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen Grenzen überwinden.“ Dies unterstrich auch Schirmherr Steinkamp und erinnerte an die schrecklichen Ereignisse in der Ukraine, die verbindende Veranstaltungen wie diese so besonders wichtig machen würden. Herold Pye spielte aus diesem Anlass die Europa-Hymne und im Anschluss an die Vorstellung der teilnehmenden Mannschaften, die deutsche Nationalhymne.
Der Ball rollt – 52 Tore in der Vorrunde
Das Eröffnungsspiel gebührte dem Gastgeber: In der Gruppe A traf Blau-Weiss Hollage auf dem Hauptplatz auf Hannover 96. Die Mannschaft von Thomas Kettler hielt gegen 96 auch dank einer starken Leistung von Felix Dieckmann, der später zum Torwart des Turniers gewählt wurde, lange „die Null“ und das Publikum witterte bereits eine kleine Überraschung, am Ende setzte sich aber die Qualität der Hannoveraner durch. Das 3:0 bildete den Auftakt für eine Vorrunde mit 52 Treffern, bei denen das 12:0 von Borussia Dortmund gegen die JSG Wallenhorst/Lechtingen als bis dato höchster Turniersieg in die Geschichte eingehen dürfte.
Die Endstände der Vorrundengruppen brachten – bei der Qualität des Teilnehmerfeldes unumgänglich – bereits die ersten Überraschungen mit sich: So qualifizierten sich die beiden Hamburger Clubs St. Pauli und der HSV ebenso wenig für die Runde der besten Acht wie der bisherige Rekordsieger Arminia Bielefeld, der in seiner Gruppe dem VfL Wolfsburg und dem FSV Frankfurt den Vortritt lassen musste.
Derby-Time in der Zwischenrunde
So kam es, dass sich die Zuschauer am Benkenbusch auf ein paar echte Highlights im Verlaufe der Zwischenrunde freuen durften: Das Hamburger Stadtderby stand ebenso auf dem Programm wie das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 – sicher einer der Hauptgründe dafür, dass die Sportanlage am Hollager Berg bereits am Montagmittag aus allen Nähten platzte und der Zuschauerandrang so früh wie noch nie Finalniveau erreichte. Gleiches gilt übrigens auch für den Sonntag: Noch nie war ein erster Turniertag so gut besucht wie in diesem Jahr.
Eine Besonderheit ergab sich in Zwischenrundengruppe I: Die Begegnungen zwischen dem späteren Sieger 1860 München und den Nordclubs Werder Bremen, VfL Osnabrück und VfL Wolfsburg endeten allesamt Unentschieden. Beinahe hätte hier mittels eines „Dreier-Elfmeterschießens“ der zweite Halbfinalteilnehmer ausgeschossen werden müssen. Aus Sicht der Turnierleitung musste schlussendlich glücklicherweise „nur“ ein Elfmeterschießen zwischen Werder und dem VfL Osnabrück her. Der hochgehandelte VfL Wolfsburg, amtierender Meister der Regionalliga Nord, zeigte zwar hochversierte Ansätze, scheitere aber an der eigenen Ineffektivität und verabschiedete sich mit 0 Toren in der Zwischenrunde Richtung Spiel um Platz 7.
Endrunde und Halbfinals: 1860 nerven-, Osnabrück defensivstark
In den Halbfinalspielen setzte sich 1860 München im Elfmeterschießen gegen Schalke 04 durch, der VfL Osnabrück, der sich im gesamten Turnierverlauf auf seine herausragende Defensive verlassen konnte, rang den BVB mit 2:0 nieder. So war es wenig überraschend, dass sich beide Finalisten im Verlaufe des Endspiels größtenteils neutralisierten, bis die Münchner Löwen kurz vor Schluss einen einzigen Fehler im lila-weißen Defensivverbund zum viel umjubelten Siegtreffer nutzten.
Im Anschluss an das Endspiel, bei dem die jüngsten blau-weissen Nachwuchskicker ihren großen Auftritt als Einlaufkinder hatten, wurden im Rahmen der Siegerehrung auch die individuellen Ehrungen durchgeführt. Bester Torwart wurde wie erwähnt der Hollager Felix Dieckmann, der sich mit deutlichem Vorsprung gegenüber der Konkurrenz durchsetzte und bei dessen Auszeichnung der Lautstärkepegel am Pfingstwochenende seinen Höhepunkt erreichte. Zum besten Spieler wurde der quirlige Dortmunder Fritz Fleck gewählt, Torschützenkönig wurde Ahmad Badran von Union Berlin.
Unter dem Strich steht für den gesamten Verein ein maximal erfolgreiches Pfingstwochenende mit fast ausschließlich positiven Rückmeldungen sowohl seitens der teilnehmenden Mannschaften als auch der Gäste und Zuschauer – eine Resonanz, mit der man im Vorfeld, gerade mit Blick auf die beiden ausgefallenen Turniere – nicht rechnen konnte. Blau-Weiss Hollage bedankt sich an dieser Stelle noch einmal bei allen, die durch ihren Einsatz in jeglicher Form zu diesem gelungenen Wochenende beigetragen haben. Wir freuen uns schon jetzt auf die 37. Auflage im Jahr 2023.
Daniel Lutzer und Michael Lührmann / Inter-C-Team
Fotos: Karl-Heinz Rickelmann und Henry Pott